(Stegenwald, 10.10.20) Im Zentrum des Informationsaustausches stand beim Salzburger-Bayrischen Gipfeltreffen die Gamswildpopulation im Grenzraum Salzburg-Bayern. Diskutiert wurden Verbesserungsmaßnahmen des Lebensraums sowie der Beitrag zur Erhaltung der Wildart.
Die Schadflächenbegehung der Stürme 2007-2008 im Revier Untersberg am
01. Oktober 2020 durch jagdliche Funktionäre aus Berchtesgaden, Bayrisch Gmain, Dr. Daniel Müller (Forstamtsleiter der Bayrischen Staatsforste von Berchtesgaden), DI Josef Erber (GF Salzburger Jägerschaft), Max Mayr Melnhof (Landesjägermeister Salzburg und Revierbesitzer), Hans Berger (Vorsitzender Kreisjägerschaft BGL) und Dipl. Ing. Alfons Leitenbacher (leitender Forstdirektor für Berchtesgaden und Traunstein) hat zum Ziel die derzeitige Bejagungsform an Hand von Beispielen zu diskutieren.
Besichtigt wurden Wildwiesen in den tieferen Lagen, gesäumt von Obstbäumen zur Stärkung der Biodiversität, Überwinterungsgebiete der Gams in Schadflächen, sowie Jungbestände in unmittelbarer Rotwildfütterungsnähe.
Die Fachgespräche befassten sich mit den Themen der Jagdstrategie der Bayrischen Staatsforste, im Besonderen das Schießen in der Schonzeit. Erörtert wurden die Möglichkeiten der Bestandsbegründung ohne Schonzeitaufhebung und Kirrung zur Abschusserfüllung. Eine Erhaltung eines Gamswildbestandes mit stabiler Altersstruktur ist aus ökologischen und gesetzlichen Gründen wichtig. Das Gamswild ist seit jeher in dem gebirgigen Grenzgebiet beheimatet.
Diesem grenzüberschreitenden Annäherungstreffen folgte am 08. Oktober 2020 das Gipfeltreffen mit Michaela Kaniber (bayrischer Staatsministerin für Ernährung, Land und Forsten), Jagdfunktionären aus Bayern, Max Mayr-Melnhof (Landesjägermeister Salzburg), sowie Gastgeber Hans Berger, dem 1. Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Berchtesgadener Land, der zu diesem Gespräch einlud.
Die Salzburger Jägerschaft lehnt bereits seit Jahrzehnten generelle Abschussfreigaben ohne Schonzeit ab. Wenn nach wenigen Jahren der massiven Bejagung die forstlichen Bestände noch immer nicht gesichert werden konnten, ist zu hinterfragen, ob nicht andere Ursachen als das Wild, an dem Misserfolg Schuld haben.
Ebenso erachten wir das Kirren mit großen Futtermengen als eine abzulehnende Art der Jagd. Was in Salzburg nicht nur verpönt, sondern auch gesetzlich verboten ist, ist im grenznahen bayrischen Raum ein Normalzustand. In manchen Gebieten werden 2/3 der Abschüsse für Gamswild in der Schonzeit erlegt, wenngleich es sich nach europäischer FFH Richtlinie um eine im Anhang 5 angeführte Wildart handelt.
Die Salzburger Jägerschaft ist der Bayrischen Ministerin für Ernährung, Land und Forsten, Michaela Kaniber, sehr dankbar, dass sie sich unsere Bedenken anhörte und große Bereitschaft zeigte in Versuchsrevieren in Bayern andere, neue Wege zu begehen.
„Wir freuen uns und sehen in Staatsministerin Michaela Kaniber, eine äußerst interessierte Zuhörerin und Ansprechpartnerin, die sich viel Zeit nimmt, jede Seite zu verstehen“, so Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof.
„Als Salzburger Jägerschaft vertreten wir die Einstellung, dass wir in einem gesamtheitlichen Ökosystem leben. Forst, Grundbesitz, Landwirtschaft und Jagd lassen sich nicht voneinander trennen. Wir werden nur dann konstruktiv Lösungen erarbeiten können, wenn alle Naturnutzer, zudem zähle ich auch den Tourismus, gemeinsam daran arbeiten die einzigartige Natur und Artenvielfalt zu erhalten“, ergänzt der Landesjägermeister Salzburgs.
Das Wild ist kein Feind und ein Zusammenleben unter den Gesichtspunkten der nachhaltigen Nutzung, der Weidgerechtigkeit und weitestgehenden Einhaltung der Schonzeiten, muss möglich sein. Die Jagd ist gelebter Naturschutz und niemals ein Mittel zum Zweck, um von forstlichen Fehlern der Vergangenheit und Kompromisslosigkeit ablenken zu können.