Ing. Josef Zandl Vorsitz Bewertungskommission
Die Covid-19 Pandemie betrifft auch die Jagd. Auf Grund der aktuellen Situation war die Abhaltung der Hegeschau heuer nicht möglich. Es mussten dennoch die im Jagdjahr 2020 getätigten Abschüsse von der Beurteilungskommission begutachtet werden, um eine jagdrechtliche Grundlage für die Abschussplanung 2021 zu schaffen. An dieser Stelle sei allen Beteiligten für Ihren Einsatz und die disziplinierte Einhaltung der Covid-19 Auflagen herzlichst gedankt. Besonderer Dank gilt Herrn Sepp Hörl und seinem Team und der Geschäftsführerin Frau Ing. Christine Zandl für die perfekte Vorbereitung.
Nachfolgend sind die wesentlichen Ergebnisse aus dem Jagdjahr 2020 dargestellt und beschrieben.
Im Jagdjahr 2020 wurden im Bezirk Zell am See insgesamt 10.654 Stück Wild erlegt bzw. als erlegt gemeldet (Abbildung 1). Davon entfielen auf Rehwild 3.481 Stück (33%), Rotwild 3.102 Stück (29%), Gamswild 953 Stück (9%), Mufflon 106 Stück (1%), Steinwild 3 Stück (0,1%), Murmeltiere 870 Stück (8%), Feldhasen 112 Stück (1%), Beutegreifer (Füchse, Dachse, Marder, Iltisse) 1.344 Stück (13%), Raufußhühner (Auerwild, Birkwild) 196 Stück (2%) und sonstiges Federwild (Enten, Gänse, Rabenvögel etc.) 487 Stück (5%). Aus dieser Abschussverteilung ist ersichtlich, dass in diesem Gebirgsbezirk die Schalenwildarten mit einem Gesamtanteil am Abschuss von über 70 % das jagdliche Leben bestimmen.
Mit einem Abschuss von 3.102 Stück (815 Hirsche, 1.274 Tiere, 1.013 Kälber) liegt der Abschuss im Mittel der letzten 14 Jahre und nach wie vor auf hohem Niveau. 121 Stück Rotwild wurde als Fallwild/Hegeabschuss gemeldet. Die in der Verordnung vorgegebenen Mindestabschüsse konnten bei den Hirschen der Klasse 3 (Spießer u. 1-4 jährige) zu 103%, den Tieren zu 95% und den Kälbern zu 94% erfüllt werden. Mit einem Verhältnis der Abschüsse der Hirsche Klassen I/II : III von 18% : 82% wird der Vorgabe der Wildstandsregulierung in der Jugendklasse entsprochen. Das Verhältnis der Hirsche der Klassen I : II beträgt 53 % : 47 %. Damit nimmt der Anteil der Hirsche der Klasse I am Abschuss gegenüber der Jahre 2018 und 2019 wieder kontinuierlich ab. Von den 13 Wildregionen konnte bei fünf eine sehr gute, bei fünf eine gute und bei einer eine befriedigende Altersstruktur festgestellt werden. Die besten Rotwildstrukturen (hoher Anteil Hirsche der Klasse I) weisen die Kerngebiete in den Hohen Tauern (Wildräume 1 und 2) auf. Das Geschlechterverhältnis des Abschusses entspricht durchwegs in allen Wildregionen den Vorgaben (Rotwildregulierung durch hohen Anteil Tiere am Abschuss). Der Gesundheitszustand des Rotwildes und die Biotopverhältnisse werden in fast allen Wildregionen mit sehr gut angegeben.
Mit einem Abschuss von 3.481 Stück Rehwild (1.173 Böcke, 1.397 Geißen, 911 Kitze) und 279 Stück Fallwild/Hegeabschüsse (93 Böcke, 122 Geißen, 65 Kitze) liegt der Rehwildabgang im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die in der Verordnung vorgegebenen Mindestabschüsse der Rehböcke der Klasse 3, der Rehgeißen und der Rehkitze konnten zu mehr als 100% erfüllt werden.
Das Abschussverhältnis von Bock : Geiß : Kitz beträgt 1 : 1,19 : 0 ,7, was hinsichtlich der notwendigen Regulierung günstig zu bewerten ist. Das Abschussverhältnis der Rehböcke der Klassen I/II : III liegt bei 47% : 53%. Die Altersstruktur und das Geschlechterverhältnis des Abschusses konnte in allen Wildregionen mit sehr gut und gut bewertet werden. Der Gesundheitszustand und die Biotopverhältnisse werden für alle 13 Wildregionen mit sehr gut angegeben.
Mit einem Abschuss von 953 Stück (426 Böcke, 406 Geißen, 121 Kitze) liegt der Abschuss im Mittel der letzten 15 Jahre und ist auf einem niedrigerem Niveau als in der Zeitspanne zwischen 1975 bis 2000. 124 Gämsen wurden als Fallwild/Hegeabschuss gemeldet. Das entspricht dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Die Abschussstrukturen der Böcke (41% Klasse I, 25% Klasse II, 34% Klasse III) und Geißen (44% Klasse I, 17% Klasse II, 39% Klasse III) und das Geschlechterverhältnis (Böcke : Geißen = 1: 0,95) sind im Bezirksdurchschnitt mit gut zu bewerten. In den guten Gamsgebieten der Hohen Tauern (z.B. Hoher Tenn) und den nördlichen Kalkalpen (z.B. Loferer-Leoganger Steinberge, Reiter Steinberge) sind die Strukturen des Abschusses sehr gut. Der Gesundheitszustand wurde in fünf der 13 Wildregionen mit sehr gut angegeben, in sieben Wildregionen mit gut (in fünf Wildregionen trat vereinzelt Räude, in einer Wildregion vereinzelt Gamsblindheit, in einer Wildregion vereinzelt hoher Parasitenbefall auf) und in einer Wildregion befriedigend (Räude und Gamsblindheit gleichzeitig) angegeben.
Insgesamt ist feststellbar, dass das Gamswild immer mehr unter Druck gerät (Klimawandel, Tourismus, Freizeitnutzung, Jagd). Die jagdlichen Entnahmen müssen in den jeweiligen Gamsräumen entsprechend der Entwicklung der Gamsbestände und deren Verteilung laufend angepasst werden. Eine jährliche Erhebung und Dokumentation der Gamsbestände und deren Verteilung als Grundlage für die Abschussplanung erscheinen unerlässlich. Allen Jägern muss bewusst sein, dass das Gamswild einem besonderen Schutz durch die FFH-Richtlinie (Anhang 5) unterliegt. Zur Aufrechterhaltung der Möglichkeit einer nachhaltigen Nutzung ist ein entsprechend angepasster jagdlicher Umgang mit dieser Wildart geboten.
Steinwild
Die großen Bemühungen Steinwild wieder in den Hohen Tauern anzusiedeln, werden immer wieder durch Räudezüge negativ beeinflusst. Der Abgang an Steinwild ist auch im Jahr 2020 von Ausfällen durch Räude, insbesondere bei den Böcken geprägt. Insgesamt wurden neun Stück Steinwild (8 Böcke, 1 Geiß) als Fallwild oder Hegeabschuss gemeldet und zur Beurteilung vorgelegt. Zwei Steinböcke und eine Steingeiß wurden erlegt.
Mufflon
2020 wurde in fünf Hegegemeinschaften insgesamt 106 Mufflons als Abschuss und 22 Mufflons als Fallwild gemeldet. Von den 22 Fallwildstücken wurde 21 in der Wildregion 5.1 Hundstein-Steinernes Meer als Wolfsrisse gemeldet. In Kaprun ist 2019/2020 erstmals bei Mufflons Räude aufgetreten.
Einsparungen
Insgesamt wurden 2.815 Trophäen erlegter Stücke (812 Hirsche, 1.171 Rehböcke, 426 Gamsböcke, 406 Gamsgeißen, 2 Steinböcke, 1 Steingeiß) zur Beurteilung vorgelegt. Fünf Trophäen wurden nicht vorgelegt. Als Fehlabschüsse (Klassenübertretung, Abschussplanübertretung, Schonzeitvergehen etc.) beurteilt mussten von den 812 vorgelegten Hirschen 25 Stück oder 3 %, von den 1.171 vorgelegten Rehböcken 3 Stück oder 0,03%, von den 426 vorgelegten Gamsböcken 28 Stück oder 6%, und von den 406 vorgelegten Gamsgeißen 16 Stück oder 4 %. 2021 müssen 18 Hirsche der Klasse I/II, 19 Gamsböcke der Klasse I/II und 4 Gamsgeißen der Klasse I/II von einzelnen Revieren am Abschussplan eingespart werden.
Jäger sind Lebensmittelproduzenten
Der weitaus größte Teil des Schalenwildabschusses betrifft Mindestabschüsse der Jugendklasse, weibliches Wild und Jungwild. Die Abschüsse „begehrter“ Trophäenträger der Klassen I und II am gesamten Schalenwildabschuss des Bezirkes Zell am See beträgt im Jahr 2020 nur 16 % und entspricht damit dem langjährigen Durchschnitt. Bei Rotwild liegt dieser bei nur 5 % und bei Rehwild bei 16 %. Beim Gamswild ist der Anteil wegen der trophäentragenden Geißen mit 55 % entsprechend höher. Aus den getätigten Abschüssen errechnet sich ein Wilbretanfall (Fleisch ohne Knochen) für den Bezirk Zell am See von insgesamt ca. 113 Tonnen (Rotwild 87 t, Rehwild 19 t, Gamswild 6 t, Mufflon 1 t).
Wildbeunruhigung durch Menschen zunehmend
Feststellbar ist, dass das Wild im vom Winter- und Sommertourismus stark geprägten Bezirk Zell am See praktisch in allen der 13 Wildregionen immer mehr unter Druck gerät. Auch die Freizeitnutzung durch Einheimische mit immer wieder neuen Trendsportarten (z.B. Speedflying mit kleinen wendigen Paragleitern) setzt vor allem dem Gamswild zu, welches immer stärker aus den Hochlagen in die Schutzwaldbereiche abgedrängt wird, wo es oft auf Grund des hohen Wildeinflusses auf die Waldvegetation eigentlich nicht geduldet werden kann. Günstige und ruhige Wintereinstände (Fütterungsstandorte) für Rotwild außerhalb des Waldes werden immer rarer. Um dem Wild vor allem die entsprechenden Überwinterungslebensräume zu sichern sollte die Einrichtung von Ruhezonen mit Betretungs- und Überflugverboten rasch forciert werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in der Pinzgauer Jägerschaft durchwegs ein hohes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer strukturgerechten Bejagung der Wildbestände aber auch der notwendigen Regulation der Rotwildbestände gegeben ist. Die nunmehr über 20 Jahre bestehenden Hegegemeinschaften haben sich gut etabliert und bewährt. Das ökologisch ausgerichtete Salzburger Jagdgesetz bietet eine sehr gute und flexible Grundlage für die Umsetzung notwendiger Maßnahmen in den Wildregionen.