Die Pongauer Hegeschau und der Pongauer Bezirksjägertag sind stets sehr gut besuchte Veranstaltungen. In diesem Jahr gab es eine Covid-Minimalvariante. Herr Bezirksjägermeister Sulzberger, warum wird ein derartiger Aufwand für die Bewertung ohne Hegeschau trotzdem in Kauf genommen?
BJM Johann Sulzberger: Ja es ist richtig. Es war ein großer Aufwand die Beurteilung gemäß Hegeschau Verordung und den strengen Corona Sicherheitsvorkehrungen abzuhalten. Alle die im Kongresshaus zu tun hatten mussten einen negativen Coranatest vorweisen und es galt die FFP2-Masken-Pflicht. Praktisch dabei war, dass die Teststation des Roten Kreuzes zehn Meter entfernt im Foyer situiert war. Die Anzahl und die Qualität der Trophäen des Jagdjahres 2020 sind vergleichbar mit den Vorjahren. Die Beurteilung und Bewertung der erlegten Trophäen ist die Grundlage für die Abschussplanung 2021.
Der Lockdown hat Auswirkungen auf das Jagdjahr 2020. Vielen Menschen entdecken die Natur wieder für sich. Durch ihr Revier führt eine beliebte Mountainbikestrecke, die Dachsteinrunde. Welche Erfahrungen haben Sie 2020 gemacht?
BJM Johann Sulzberger: Ich stelle den Mountainbikern in diesem Abschnitt ein gutes Zeugnis aus. Die Biker sind nicht allzu früh oder allzu spät in der Abenddämmerung unterwegs. Es waren aber sehr viele Menschen unterwegs. Ob Wanderer, Schwammerlsucher, Spaziergänger oder Freizeitsportler … das Wild, sogar das in dieser Hinsicht eher unempfindliche Rehwild, war sehr irritiert und aufgescheucht.
Durch die Beunruhigung im Revier wird die verordnete Entnahme laut Abschusspläne schwieriger. Konnten die Abschusspläne 2020 dennoch erfüllt werden?
BJM Johann Sulzberger: Die Quoten der Abschussplanerfüllung reicht von 94 % bei Rotwild, über 82 % beim Rehwild, bis zu 68 % beim Gamswild. Dabei ist anzumerken, dass es gerade beim Gamswild recht hohe Fallwildzahlen durch die Gamsräude gibt. Auch das Steinwild war von der Räude stark betroffen. Der Alpensteinbock wurde fast schon einmal ausgerottet. Im italienischen Gran Paradiso überlebten 100 Stück, von denen die gesamte heutige Population des Alpensteinbock im Alpenraum abstammt.
In diesem Jahr fehlen Aufregerthemen wie beispielsweise der Wolf. Laut der Jahresbilanz des WWF lebt derzeit kein Wolf im Bundesland. Der letzte bestätigte Riss im Bundesland war im Mai 2020. Denken Sie, Herr Bezirksjägermeister Sulzberger, dass der Wolf über die Grenzen abgewandert ist oder gefährdet er den diesjährigen Almsommer?
BJM Johann Sulzberger: Der Wolf wird momentan wohl abgewandert sein, aber er kann und wird auch in absehbarer Zeit wieder bei uns auftauchen. Wir werden uns die Frage stellen müssen, ist das Leben mit dem Wolf in unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft überhaupt möglich, oder vor allem wie gehen wir insgesamt mit ihm um. Sein einwandern wird vorerst die Landwirtschaft und in weiterer Folge natürlich auch die Jagd vor große Herausforderungen stellen. Einzäunungen quer durch unser Land werden keine sinnvolle und durchführbare Lösung sein