74. Landesjägertag in Salzburg

Die Jagd ist systemrelevant und leistet 1,8 Mio ehrenamtliche Stunden pro Jahr. Sie plädiert für ein gutes Miteinander zwischen den unterschiedlichen Naturnutzergruppen.

Salzburg, 26.07.21 – Die Radstädter Jagdhornbläser eröffneten am vergangenen Samstag, den 24. Juli 2021 im Stieglkeller in Salzburg feierlich den 74. Landesjägertag der Salzburger Jägerschaft. Landesjägermeister Max Mayr Melnhof konnte rund 150 geladene Delegierte und Ehrengäste, darunter Landesrätin Mag.a Daniela Gutschi, Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger, Klubobfrau Marlene Svaszek BA, Gemeinderätin Nicole Solarz, den Präsidenten der LK Rupert Quehenberger sowie zahlreiche Funktionäre der Land- und Forstwirtschaft und der Salzburger Jägerschaft begrüßen.

Wenn der Wald nicht hält, hält nichts mehr

„Gott sei Dank kann man sich wieder treffen. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl sich nach so langer Zeit, wenn auch nicht in dieser Fülle, aber gemeinsam, wiederzusehen“ eröffnet Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger seine Rede und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit der letzten Jahre und vor allem für jene im vergangenen Jahr. Die Jagd ist etwas mit Emotion und ein Kapitel wo man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann. Die Bruchlinien, die es auch mit Nicht-Regierungs-Parteien geben könnte, die gibt es im Bundesland Salzburg nicht. Das Verständnis für die Wichtigkeit der Jagd ist bei allen Parteien vorhanden, so soll es auch sein und dafür bedankte sich Landesrat Josef Schwaiger. Weil die Jagd zwar etwas Grünes, aber auch Buntes ist, wird in der Jägerschaft nicht unterschieden zwischen jenen die Besitz haben und denen die keinen haben. Ihm ist besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit mit jenen die den Grund und Boden zur Verfügung stellen und jenen die dort die Jagd ausüben, funktioniert. Es ist wichtig, dass man sich gewisse Dinge auch ausreden kann, denn auch die Grundbesitzer sind auf die Jagd angewiesen. Und das wird in Salzburg so gelebt, auch beim Thema Nummer eins – dem Wolf. Hier ist die Land- und Almwirtschaft auf die Jagd angewiesen. „Manche glauben, dass es das maximale Jägerglück ist, wenn man einen Wolf zu Hause irgendwo in einer Tallandschaft oder auf einer unserer Almen erlegen kann. Nein, das ist es nicht. Aber es ist notwendig“, so Landesrat Josef Schwaiger, der sich gleichzeitig bei Christoph Bachmaier, dem Juristen in seiner Abteilung bedankt. „Denn er hat einen Weg gefunden ein rechtsstaatliches Instrument anzuwenden, wo nicht diejenigen, die immer meinen, dass sie uns die Natur erklären müssen, dieses nicht beeinspruchen können. Die Jägerinnen und Jäger dieses Landes sind die Naturschützer. Hier geht es nicht ums Recht haben, sondern es geht um unsere Kulturlandschaft, es geht um unsere Heimat. Es geht vor allem um uns und unser Land, das viele Generationen erschaffen haben und das so bleiben soll, wie es immer gewesen ist. Aber gäbe es nicht die fleißigen Bäuerinnen und Bauern würde das Land auch anders aussehen. Und da möchte ich beim Naturschutzthema noch anmerken, dass die Jägerinnen und Jäger eine Vielzahl an Wildgattungen und Stücke bewirtschaften, ungefähr so viele Tiere wie im Sommer auf den Almen sind. Es ist ein hoher Aufwand für alle. Der Wald ist der Stabilisator unserer Heimat und wenn der Wald nicht hält, dann hält nichts mehr“, so Landesrat Josef Schwaiger in seinen Begrüßungsworten.

  • Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger

Es braucht ein gutes Miteinander

„Erstmalig in meiner neuen Funktion freue ich mich heute am 74. Landesjägertag teilnehmen zu können. Das Thema Naturschutz ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt, weil es ein kontroverses Thema ist, und es tut mir manchmal in der Seele weh, weil so kontroversiell darüber diskutiert wird. Es geht um ein gutes Miteinander“ sagte Landesrätin Mag. Gutschi zu Beginn. Die Natur ist das Juwel, auf das wir alle zurückgreifen können, wenn es uns einmal nicht gut geht, wenn wir das Gefühl haben wir brauchen einmal eine Auszeit. Wir sind in unserem wunderbaren Land in einer herrlichen Situation, denn wir haben diese Natur. „Meine Herangehensweise ist, dass ich alle an einen Tisch hole und schaue, dass wir doch gemeinsam gute Lösungen finden, und da darf ich mich bei Landesjägermeister Max Mayr Melnhof bedanken, denn wir sind hier schon bei einigen kontroversiellen Themen zusammengesessen und so zu guten Lösungen gekommen“, ergänzte die Landesrätin. „Und das zweite Thema, die Bildung, für die ich auch verantwortlich bin, die gehört hier mit dazu. Weil die Kinder müssen abgeholt werden und müssen mit dem Thema Jagd, Wald und Naturschutz konfrontiert werden“, sagte die Landesrätin und begrüßte die neue Bildungsinitiative „Wildtiere auf Achse“ mit der man den Kindern die Natur und die Wildtiere näherbringt. Die Landesrätin bedankte sich bei allen Jägerinnen und Jägern, weil diese eine wesentliche Rolle im Naturschutz spielen. Dies wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen. „Diese Liebe zur Natur ist vorbildlich und das ist etwas, was wir in der Bevölkerung entsprechend weitergeben müssen“, sagte Landesrätin Mag. Daniela Gutschi abschließend.

  • Landesrätin Mag. Daniela Gutschi

Nach den offiziellen Begrüßungsworten der Politik berichtete Landesjägermeister Max Mayr Melnhof ausführlich zu wichtigen jagdlichen Themen im Bundesland Salzburg.

Gams im Grenzraum zwischen Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Bayern
„Der Umgang mit unserem Gams, wie es in Bayern stattfindet, ist schwer zu begreifen. Die Salzburger Jägerschaft lobbyiert hier sehr. Trotz regem Austausch mit den Forstämtern und den Zuständigen vor Ort verändert sich nicht viel“, berichtet Landesjägermeister Max Mayr Melnhof. Mit dem neuen Präsidenten des Jagdverbandes Bayern wurde eine Kooperation zwischen den Landesjagdverbänden Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Bayern gefunden, die zusammen mit den Medien lobbyiert und versucht die Politik unter Druck zu setzen. Es kann nicht sein kann, dass eine unserer bedeutendsten Wildarten, die unsere Gebirge prägt, so behandelt wird. In Bayern gibt es viele Gebiete, die sogenannten Sanierungszonen, auf denen 365 Tage die Gams bejagt wird. Die Gamsbestände und auch die Altersstrukturen gehen in diesen Gebieten und auch im Nationalpark massiv zurück. Der Aufbau einer Gamswildpopulation dauert 15 bis 20 Jahre.

Schuss- und Schonzeit für Goldschakal
Im Lungau gibt es einen Goldschakal, der immer wieder eine gut behütete Schafherde angreift. Der Goldschakal ist im Salzburger Jagdrecht mit einer ganzjährigen Schonung. Einige Bundesländer dürfen den Goldschakal bereits bejagen. „Der Goldschakal ist eine Wildart im Anhang 5. Wir müssen nachweisen, dass der Goldschakal im Bundesland vorkommt, um für eine Bewilligung von Schuss- und Schonzeiten anzusuchen. Daher mein Aufruf an euch, alle Bilder von Wildkameras oder Sichtungen an die Salzburger Jägerschaft senden,“ ersucht der Landesjägermeister, um in weitere Gespräche mit den zuständigen Behörden gehen zu können.

Jagdprüfungen und Jagdschutzdienstprüfung im Zeitalter der Digitalisierung
Es hat in Österreich die letzten eineinhalb Jahren fast nichts stattgefunden. Wir haben sehr gute Kursleiter, die unglaublich viel Online gemacht haben, so auch die Jagdkurse. Wir können Kurse nicht nur physisch abhalten, sondern auch online. Gesetzlich können wir die Jagdprüfungen teilen und so haben wurden in diesem Jahr, wie es auch an den Unis war, die Theorieprüfung online durchgeführt. Die Handhabung der Waffe und das Schießwesen wurde jetzt, da es wieder möglich war, durchgeführt. Es hat sehr gut funktioniert. Die Salzburger Jägerschaft hat hier die Vorreiterrolle übernommen. Es wurden heuer 19 Kandidaten für Jagdschutzdienst geprüft. Einer hat diese Prüfung leider nicht bestanden. Bei den Jagdprüfungen selbst sind 294 KandidatInnen angetreten, davon haben 258 bestanden, 31 haben nicht bestanden, dass sind in etwa 10 %. Fünf müssen noch für in Teilprüfungen antreten. Die Jagdprüfungen sind für heuer noch nicht beendet. Üblicherweise finden die Kurse in den Wintermonaten statt und die Prüfungen im Frühjahr. In diesem Jahr waren die Anfragen jedoch sehr zeitversetzt und die Salzburger Jägerschaft ist so flexibel, dass in absehbarer Zeit ein weiterer Jagdkurs stattfinden wird.


Zu Wildtiere auf Achse finden Sie hier alle Detailinformationen.


Abschussplanbescheide
Am Peak der Pandemie war es die Aufgabe die Abschussplanbescheide auszustellen und hier gilt der Dank der Salzburger Jägerschaft an die Mitarbeiter der Behörde. Die Jagd wird da und dort in immer wieder ins schlechte Licht gerückt. Doch bei einer Ausstellung von 1.000 Bescheiden im ganzen Bundesland gab es nur fünf die beeinsprucht wurden. Das bedeutet, dass die Arbeit, die hier geleistet wird, nicht so schlecht sein kann, wie mancherorts angenommen. Für die kommenden drei Jahre wurden wiederrum die Vorgaben der Abschussplanverordnung festgelegt. Eine geringfügige Veränderung gab es landesweit beim Rotwild (+151 Stück). Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslage und Situation gab es in einzelnen Wildregionen Erhöhungen, Reduktionen oder die Vorgaben wurden gleich belassen.

Biodiversitätsstrategie EU 2030
Auf Anfrage von Dr. Schaffgotsch, Vorsitzender des CIC (Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd) an die Präsidentin Ursula von der Leyen und Kommissär Virginijus Sinkevicius zur Biodiversitätsstrategie der EU 2030 zum Bekenntnis „Mehr Raum für die Natur in unserem Leben“ wurde von Seite der EU mitgeteilt, dass entsprechend den Vorgaben der EU Biodiversitätsstrategie 2030 derzeit gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und wichtigen Interessensgruppen Leitlinien für die zusätzliche Ausweisung von Schutzgebieten, um das Ziel von 30 % geschützter und wirksam verwalteter EU Land- und Meeresfläche bis 2030 zu erreichen, gearbeitet wird. Da der Inhalt der Leitlinie nicht rechtsverbindlich ist, sieht die Kommission keine Notwendigkeit, deren Vereinbarkeit mit Eigentum oder Nutzungsrechten zu prüfen. „Das heißt und wurde nochmals mit zwei Briefen aus Brüssel bestätigt, wie dann die Länder mit Grundeigentum umgehen, geht die Länder etwas an. Sie sagen von oben was sie möchten. Das geht schief,“ meint Landesjägermeister Max Mayr Melnhof zu diesem Punkt der Tagesordnung. Eine Politik von oben herab wird auf lange Sicht nicht funktionieren. Wenn man sagt, warum denn die Dinge schützenswert sind, die man noch schützen kann, ist, weil der Grundeigentümer darauf aufgepasst hat. Und irgendwie wird man dafür bestraft, wenn man etwas gut und richtig gemacht hat, sei es Grundeigentum oder Jagd, wird einem angedroht, dass es einem weggenommen wird. Hat einer etwas schlecht gemacht, bekommt er viele Fördergelder, dass er es wieder herrichtet. Und das ist der falsche Weg“, ist der Landesjägermeister überzeugt und hat dies auch bei seinem Treffen mit Ministerin Gewessler deutlich gemacht. 30 % der Fläche von Land- und Wasser unter Schutz und 10 % dieser Fläche unter strengem Schutz bedeuten auch keine Forstwirtschaft, keine Landwirtschaft, keine Jagdwirtschaft. Vielleicht ein sanfter Ökotourismus. Keine Forstwirtschaft in Österrreich heißt 1,8 Millionen Festmeter weniger, heißt 26.000 Arbeitsplätze weniger, heißt 700 Mio weniger Steueraufkommen.

„Was bedeutet es für die Jagd, wenn 10 % der schönsten Fläche unter Schutz gestellt werden? Ich bin hier in Sorge, dass wir nur Dienst nach Vorschrift machen. Jagd ausschließlich auf Rehwild, Rotwild und Schwarzwild. Keine Raufußhühner, keine Raubwildbejagung, was uns auch antreibt unsere Passion auszuüben. Wenn man zwingt, werden die Dinge eher schief gehen“, ergänzt der Landesjägermeister mit großer Sorge.

Als Vorbild in der Biodiversitätsstrategie wird die Ökojagd genannt. Diese sollte man sich in Österreich ansehen. „Das ist eine Ultimoratio-Jagd. Denn es heißt 100 Rehe, egal welches Geschleckt oder Altersstruktur und es werden 100 Rehe zusammengeschossen. Auch im November, Dezember und Jänner, wenn sie keine Geweihe mehr oben haben, egal. Das ist Forstschutz, das ist nicht Jagd. Ich lehne das für mich ab“, so der Landesjägermeister.

Der Wolf in Salzburg
„Die verschiedenen Landesjägermeister sind unterschiedlicher Meinung zu diesem Thema. Zum Wolfspapier von Jagd Österreich vor zwei Jahren habe ich meine Meinung ein wenig geändert. Der Wolf geht uns sehr wohl etwas an. Wenn wir jagen dürfen, zum allergrößten Teil auf fremden Grund und Boden und uns dann abputzen, dass ist nicht unser Problem, dann ist das schwach und dann wäre ich die falsche Person, die hier steht, weil ich das einfach nicht verantworten könnte. Ja, wir müssen das Recht einhalten und ja, wir müssen schauen, was das Recht hergibt. Und ich freue mich wieder, dass Salzburg mit diesen Wildbehandlungszonen in der Jagdgesetznovelle eine Möglichkeit geschaffen hat, wie wir zum Ziel kommen können.“, erklärt Max Mayr Melnhof. Wie hat die Politik die Möglichkeit, den Bauern und Grundbesitzern schnell zu helfen. Wenn ich darauf angesprochen werde, könnt ihr garantieren, falls einmal ein Wolf freigegeben wird, dass es der richtige ist, dann muss ich nein sagen. Wir können es nicht garantieren, aber je schneller wir eingreifen dürfen und können, und hier ist eure Hilfe gefragt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es jener Problemwolf ist. Wir hoffen es nicht, dass Fehler passieren. Wir werden es nie darauf anlegen, dass Fehler passieren, aber sie können passieren. Aber wenn wir noch so wenig Wölfe haben wie jetzt, dann glaube ich, dass es gut und möglich ist. Als Österreicher habe ich das Recht mein Leib, Leben, Besitz und meinen Vermögen zu schützen, dann gehört der Viehbestand auch zu meinem Vermögen. Und das werde ich schützen. Ich habe einen Aufruf und eine Bitte an euch. Wenn es so weit ist, dann will ich nicht, dass es bei mir bei leeren Worten bleibt, die ich Landesrat Schwaiger immer verspreche – die Salzburger Jägerschaft steht geschlossen hinter den Bauern und dem Grundeigentum. Da möchte ich dann nicht, dass ihr mich im Stich lasst. Da hoffe ich doch, dass ihr so weit seid, dass ihr sagts ja wir nehmen die Verantwortung in die Hand und wir schauen, dass wir dieses Problem möglichst gut, unaufgeregt und weidmännisch lösen“, spricht der Landesjägermeister abschließend zum emotionalen Thema Wolf in Salzburg.

Der 74. Landesjägertag im Stieglkeller ging mit den traditionellen Klängen der Radstädter Jagdhornbläser, die zum jagdlichen Kulturgut des Bundeslandes zählen, zu Ende.

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