Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
viele Freizeitsportler haben den Wald als Trainingsplatz und Fitnesscenterersatz für sich entdeckt. Mit dem dritten Lockdowm hielt auch der Winter Einzug in unserem Bundesland. Der Drang nach draußen, in die Natur, ist verständlicherweise ungebrochen und größer denn je.
Ich habe dafür, gerade in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie, großes Verständnis. Die Natur ist für uns ein Erholungsraum. Dort geht es uns gut. Vermehrt höre ich aber, dass die Grenzen im freien Gelände massiv überschritten werden und respektlos in Wildruhezonen und Fütterungsbereiche gefahren oder gegangen wird. Das mag daran liegen, dass vielen Wintersportlern nicht bewusst ist, dass unser Wild durch den großen Andrang massiv leidet.
Es werden dem Wild die Winterlebensräume genommen und sie weichen in die Schutz- und Wirtschaftswälder aus. Wir wissen, was es bedeutet, wenn Wild aus Hunger zu verbeißen und zu schälen beginnt. Ein ungewollter Kreislauf startet. Nicht das Reh- oder Rotwild hat Schuld daran, dass es keine Ruhe im Winter findet. Alle Naturnutzer müssen ihre Antennen ausfahren, die Sinne schärfen und sich bewusst machen, wo sie sich aufhalten: im Lebensraum der Wildtiere.
Als Jägerin und Jäger ist eine unserer obersten Aufgaben die Wildtiere gut durch den Winter zu bringen. Durch Verbauung und die wirtschaftliche Nutzung von Flächen haben wir die Wildtiere zurückgedrängt und können ihnen heute nicht mehr jenen Winterlebensraum bieten, den sie brauchen würden. Um Tierleid zu vermeiden ist es nötig, und auch gesetzlich vorgeschrieben, dass wir etwa 240 Rotwildfütterungen jährlich betreuen und bewirtschaften. Damit kommen wir unserem Auftrag nach.
Die Überfüllung der Natur in diesen Zeiten ist schwierig und konfliktreich. Von Seiten der Salzburger Jägerschaft haben wir das Thema medial sowohl in regionalen Printmedien wie auch TV und Radio mehrmals kommuniziert. Aktuell versuchen wir mit den alpinen Vereinen Gespräche zu führen, um gemeinsam auf dieses sensible Thema hinzuweisen.
Mein Appell richtet sich in erster Linie an die Wintersportler und Freizeitnutzer im Wald mit dem Ersuchen um Rücksicht auf die Wildtiere und ihren Wildlebensraum.
Für ein konfliktfreies Miteinander haben auch wir unseren Beitrag zu leisten und daher bitte ich auch euch, meine lieben Jägerinnen und Jäger, aufklärend zu wirken. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern naturverbunden und verantwortungsbewusst.
Ebenso werden in allen Bundesländern Gespräche mit der Politik gesucht, um für die Zukunft vorzubauen und dem Wild durch gesetzliche Schutzgebiete ein Überleben zu gewährleisten.
Herzlichst,
Eurer Max Mayr Melnhof
Gönnt unseren Wildtieren die nötige Ruhe die sie brauchen. Haltet Abstand zu den Wildtieren und Winterfütterungen, weicht Ruhezonen großräumig aus und vermeidet Nachtwanderungen mit Stirnlampe. Schütz die jungen Bäume, indem ihr nicht in die Aufforstungsflächen abfahrt. Bitte haltet euch an die Empfehlungen der ortsansässigen Naturkenner, Förster und Jäger und gönnt dem Wild seine Stille in den Nachtstunden: eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang.
Infos unter www.respektieredeinegrenzen.at