Tierquälerei oder Tiertäter?

Ist es für mich eine Genugtuung, dass ich Recht hatte? Nein, ist es ganz und gar nicht. Vielmehr ist es die Verwunderung darüber, dass sehr viele Menschen, ohne sich eigene Gedanken zu machen, auf vermeintlich perverse Sensationsgier aufspringen.

Mag sein, dass ich mit der Otter in meinem letzten Blog vom 17.05.2023 etwas provoziert habe. Aber dann muss man den ersten Satz fertiglesen: „Otter oder freilaufender Hund.“

Es gab ja Meldungen von vermeintlichen Tierquälereien in den letzten Monaten. Da und dort ist sicher etwas Wahres dran. Das ist für mich erschreckend genug. Aber bei noch viel mehr, leugnen wir die Brutalität der Natur, indem wir die Schuld sofort beim „kranken“ Menschen suchen. Im Fall der Gans ist es, bei näherer Betrachtung, vielleicht auch nicht ganz falsch. Hat den Vorfall nicht im Grunde der Hundehalter mitzuverantworten? Bleiben jetzt die Ergreiferprämien für den menschlichen Gänsehäuter dieselben wie für den verantwortungslosen Hundehalter? Revidieren jetzt die Schnellschießer von Schuldzuweisungen, ihre Meinung und entschuldigen sie sich, ob der untergriffigen Wortwahl in diversen Mails und Blogs?

Ich habe mir in den letzten Wochen viele Gedanken gemacht, warum die Menschen blind dem Gerede einiger weniger folgen, ohne sich selber Gedanken zu machen oder zumindest neutral an Sachverhalte herangehen, bis ein Beweis erbracht ist. Die Vorverurteilung und das laute Blasen in dasselbe Horn ist wohl ein Zeichen unserer Zeit.

Ich erinnere mich an meine Jugend, in den späten 80er Jahre. Damals hat Thomas Bernhard in Wien „Heldenplatz“ aufgeführt. Parallel gab es ein Interview mit ihm, weil dieses Stück für kontroverse Diskussionen sorgte. Er meinte damals, dass es nicht von allen verstanden werden müsste, denn 60 Prozent der Österreicher seien debil. Ich war über seine Aussage entsetzt und ohne mich auszukennen, habe ich keinen Moment gezögert, dies zu beanstanden.

Ich bin älter geworden. Erwachsen vermutlich noch immer nicht.  Aber ich bin nun der Meinung, dass er mit seiner Aussage, zumindest den Prozentsatz, vollkommen unterschätzt hat. Bevor sich wieder jemand beklagt, über meine vermeintliche Arroganz, so stelle ich gleich fest, dass ich auch einer von diesen weit über 60 Prozent Österreichern bin, die Thomas Bernhard in den späten 80-er Jahre meinte.

Ich liebe den Zynismus in gewisser Weise. Also ist es doch vollkommen klar, dass der Salzburger Bär, gleich bei seiner Ankunft in unserem Bundesland, von einem bösen Jäger oder Jägerin, Bauer oder Bäuerin – vergiftet, erlegt, erhängt, erwürgt wurde und dann auf das Gleis drapiert wurde, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen.

Ebenso wurde die Gans von einem oder einer Perversen fachgerecht gehäutet, um sie dann im WC des Freibades abzulegen, sodass sie sicher gefunden wird. Die Blutspuren auf den Kacheln zeigen eindeutig, dass sie dort nicht nur abgelegt wurde, sondern sogar reingeschliffen.

Einen Vorteil haben diese Geschichten dann doch: es gibt selbsternannte Tierschützer, ohne jegliche Ausbildung zum Thema Wildtiere. Wenn man die Menschen dann noch vor den bösen Perversen schützen will und kann, ja dann sprudeln die Spendengelder, weil man dem ja allen ein Ende setzen muss. Wer könnte das besser als Gutmenschen, die der Realität der Naturgesetze nicht ins Augen blicken können oder wollen.

Nein, wir haben die Wahrheit nicht gepachtet. Nein, wir nehmen für uns nicht in Anspruch immer Recht zu haben. Wir haben seit Generationen eine gewisse Erfahrung, was Natur, Wildtiere, Habitatschutz, Biodiversität und vieles, vieles mehr, betrifft.

Die Verschwörungstheoretiker werden trotz Fakten niemals aufhören das Abgrundböse im Menschen zu sehen, wenn es um oben erwähnte Fälle geht. Können sie auch gar nicht. Sie bestreiten damit ihren Lebensunterhalt, auch wenn die Wahrheit nicht immer als höchstes Gut gehandelt wird.

Fake news sind schnell verbreitet und der von Thomas Bernhard zitierte Mensch unterliegt der Wissensillusion, weil es so mühsam ist sich eine eigene, objektive Meinung zu bilden. Oder besser noch Ergebnisse abzuwarten. Dann wäre immer noch Zeit sich über etwas aufzuregen. Dann zumindest zurecht.

Wir, als Salzburger Jägerschaft oder ich als Landesjägermeister, werden sehr oft aufgefordert öfter unsere Meinung einzubringen oder Position zu beziehen. Bewusst bin ich sehr zurückhaltend, weil ich weiß, dass wir nur einen eingeschränkten und gewissen Themenkreis abdecken. Zu diesem immer gerne. Ich nehme nicht für uns in Anspruch, einer der mindestens 8 Millionen Teamchefs des ÖSV oder des ÖFB zu sein.

Was ich aber sehr wohl für uns in Anspruch nehme ist, Fachwissen zu haben, wenn es um Wildtiere geht, um Jagd im allgemeinen, um Herausforderungen welche Wildtiere verursachen können. Hier wollen und müssen wir Teil der Diskussion sein, weil wir schlussendlich auch Teil der Lösung sein werden.

Diese Diskussionen sollen mit Fachleuten und Entscheidungsträgern geführt werden können. Nicht wieder mit Gutmenschen, die sich Experten nennen, die zum Teil jene Wildarten, über die es zu diskutieren gilt, noch nie in freier Wildbahn gesehen haben.

Es mag nun der Beweis kommen, dass ich einer der hoch angesetzten 60 Prozent bin, wenn ich mir wünsche, dass diese Zeilen zu einem Umdenken bei Manchen beitragen, bei einer zu schneller Vorverurteilung oder einer falscher Meinungsbildung einiger Spendenjäger.

Euer, Max Mayr Melnhof

Mitteilung der Staatanswaltschaft Salzburg

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