"Was hat dieser Tag mit unserer Jagd, mit unserem Handwerk, mit unserer Passion zu tun?", habe ich mich gefragt.
Auf den ersten Blick nichts. Und beim näheren Hinsehen schon ein wenig mehr.
Die Handlung ereignete sich am 02. Mai. Zwei Brüder, die wir als Synonym Hubert und Herbert nennen, verbindet schon vieles ein ganzes Leben lang, so auch die Jagd. Beide rechtschaffene Persönlichkeiten ihrer Gemeinde, beliebt bei Familie und Freunden und in der Gemeinschaftsjagd angesehen. Wie so oft, sitzen sie an einem wunderschönen Frühlingsabend am Hochstand.
Die Schusszeit hat soeben begonnen und so gilt es früh den aufgetragenen Abschussplan nachzukommen. Nach der Stille des Beobachtens und des Genießens hören beide plötzlich unterhalb ihres Hochstandes laute Stimmen. Ein junges Pärchen mit Hund an der Leine steht unterhalb. Hubert bittet das Pärchen höflich, von der Kanzel aus, weiterzugehen. Auf eine höfliche Aufforderung folgen unhöfliche Beschimpfungen. Das Brüderpaar wird mitunter als „Mörder“ betitelt. Die Folge daraus ist eine Grundsatzdiskussion über die Jagd. Es sei gar nicht notwendig die armen Rehe zu töten. Viele von euch kennen Gespräche in dieser Form. Mit den meisten führen wir aufklärende Diskussionen zu pro und contra, wertschätzend, ohne Beschimpfungen und bringen Verständnis füreinander auf.
Diese Geschichte endete diesmal mit einem Polizeieinsatz, einer Strafanzeige und laufenden Ermittlungen wegen Nötigung und Körperverletzung. Einige Schlagzeilen wie „Jäger attackiert lauten Spaziergänger“, „Jäger soll in Salzburg einen Spaziergänger attackiert haben“, „Jäger soll Spaziergänger gewürgt und ihm mit dem Tod bedroht haben“ und ähnliche sind print und online jederzeit abrufbar und bleiben im Internet. Würde es eine ähnliche Schlagzeile geben, wenn die Geschichte nichts mit Jagd zu tun hätte? Beispielsweise Schauplatz Supermarkt: an der Kassa wird der Mindestabstand nicht eingehalten oder ein Kunde trägt seine FFP2-Maske nicht?
Ist Jagd so provozierend, frage ich mich, dass Aussendungen mittels „Copy paste“ und ohne der Maxime von Österreichs bekannten und beliebten Journalisten, Dr. Hugo Portisch, abgedruckt werden? Sein Journalismus war geprägt von seiner Haltung und ich erlaube mir den kürzlich verstorbenen Dr. Hugo Portisch hier zu zitieren: „Nummer eins: Das Wichtigste für jeden von euch muss die persönliche Unabhängigkeit sein, keine Verbrüderung mit Politikern! Nummer zwei: Ihr habt immer der Wahrheit verpflichtet zu sein, check, re-check, double-check (…) ‚Audiatur et altera pars‘, immer auch die andere Seite anhören, und ‚in dubio pro reo‘, im Zweifel für den Angeklagten. (…) Mich jedenfalls begleiteten diese Sätze in meinem ganzen journalistischen Leben. (Quelle: www.hugo-portisch.at).
Selbstverständlich kann und soll jeder Journalist, jede Journalistin seine/ihre Story schreiben und veröffentlichen können. Das ist ein von der Verfassung garantiertes Grundrecht der Presse, die Beschaffung und Verbreitung von Informationen und die freie Meinungsäußerung.
Ich bin in diesem Fall dennoch sehr verwundert, dass hier nur von einem Medium nachgefragt wurde und auch die andere Seite, also die Jagdseite, gehört wurde. Auf den Punkt gebracht: es gibt immer zwei Seiten von einer Medaille.
Euer
Max Mayr Melnhof