Zeitgemäße Rehwildbewirtschaftung

Zusammenfassung der Vorträge von Robin Sandford, MSC und Ofö. Helmut Fladenhofer

 

Folien von Robin Sandford Teil I

Folien von Robin Sandford Teil II

Folien von Robin Sandford Teil III

                   

Autor: DI Franz Grill

Das Reh ist heute nicht nur die häufigste Schalenwildart in Mitteleuropa, sondern auch die am besten erforschte Wildart.  Dieses Wissen aber unter die Jäger zu bringen hat sich die Landwirtschaftskammer Salzburg und die Salzburger Jägerschaft zur Aufgabe gemacht.  Man hat den Wildbiologen Robin Sandfort vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur eingeladen, um die Ergebnisse aus dem Projekt „Rehwildmanagement bei naturnaher Waldbewirtschaftung im Alpenraum“ zu berichten. In dieser Arbeit wurden in zwei benachbarten Forstbetrieben in der Obersteiermark die Auswirkungen der Beendigung von Winterfütterungen auf die Rehwildpopulation und die Verjüngungssituation im Forst untersucht. Eine weitere Fragestellung befasste sich mit Untersuchung der räumlichen und zeitlichen Rehwildaktivität und die Auswirkungen auf die Sichtbarkeit und die Bejagbarkeit.

Naturverjüngung ändert Lebensraum der Rehe

Die Vergleichsbetriebe liegen in Leoben, im Optimum des Fichtenwaldgebietes. Sie haben ihre forstliche Bewirtschaftungsform auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit einem hohen Anteil an Einzelstammnutzung umgestellt.  Die Naturverjüngung hat sich großflächig eingestellt und damit zu einer völligen Änderung der Lebensraumqualität für die Rehe geführt. Nahrung und Deckung auf gleicher Fläche hat die Sichtbarkeit des Rehwildes soweit eingeschränkt, dass der Bejagungserfolg rapid gesunken ist und die Rehwilddichten bis zu 40 Stück pro 100 Hektar angestiegen sind. Die Rehwildbretgewichte sind deutlich gefallen und mit ihnen die Erlöse aus der Jagd.  In einem der Vergleichsbetriebe wurde daraufhin die Rehwildfütterung eingestellt.

Zur Auswertung wurden in den Jahren 2007 bis 2014, 240 Rehe gefangen und 85 davon mit GPS-Sendern ausgestattet. Dabei wurde festgestellt, dass der Aktionsradius der Rehe sehr vom jeweiligen Individuum abhängt. Aber ein Trend lässt sich eindeutig feststellen: Je besser der Lebensraum, desto kleiner der Aktionsradius. Sichtbar sind die Rehe in der Naturverjüngung kaum.  Im April und im September sind sie noch am aktivsten auch außerhalb der Naturverjüngung zu sehen. Die Böcke wurden überwiegend in der Brunft erlegt.  

 

Brauchen Rehe eine Fütterung?

Überraschung bei den mehr als 200 interessierten Zuhörern dieses Abends Anfang April am Salzburger Heffterhof lösten die Forschungsergebnisse zum Thema Fütterungseinstellung aus. Die Rehe haben nämlich den Lebensraum nicht verlassen, als die Fütterung eingestellt wurde. Sie haben sich mehr verteilt, sind aber nicht abgewandert. Zum Zweiten hat sich das Durchschnittsgewicht der Einjährigen Rehe um 1 kg erhöht. Und zum Dritten sind die Schäden am Wald nicht gestiegen. Das Rehwild hat dort von der üppigen Naturverjüngung und den reichlich vorhandenen Zwergsträuchern gelebt, die auf den steilen Südhängen mit abgerutschtem Schnee den ganzen Winter über zur Verfügung standen. Das höhere Durchschnittsgewicht der ungefütterten Rehe wurde damit begründet, dass die gefütterten Rehe mehr Parasiten haben und teilweise an chronischer Pansenübersäuerung durch zu hohe Eiweißgaben leiden.  

In der Diskussion zu diesem Thema wurde deutlich, dass die Frage Rehwildfütterung nicht mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten ist, sondern man für jedes Revier eine eigene Beurteilung machen muss. Erst wenn genügend Verbisspflanzen vorhanden sind um schadensfrei über den Winter zu kommen, genügend Deckung und Ruhe gegeben ist, dann kann über eine Auflassung der Rehwildfütterung entschieden werden. Wichtiger ist in diesem Zusammenhang die richtige Fütterung in Form der totalen Mischration, aber das ist ein anderes Thema.

 

Lebensraum verbessern

Oberförster Helmut Fladenhofer, der Wirtschaftsführer des Betriebes Herrschaft Stainz, die im Besitz der Familie Meran ist, formulierte in seinem Vortrag über die Gestaltung und Erhaltung von Rehwildlebensräumen, drei Grundbedürfnisse des Rehwildes: nämlich Äsung nach jahreszeitlichem Bedarf, Einstand und Ruhe. Notwendig dafür ist eine revierbezogene kleinflächige Raumplanung mit einer guten Verteilung von Wildwiesen, Wildäckern, Hecken, Kleinkahlschlägen, Einständen, Feuchtbiotopen, Fütterungen und Jagdeinrichtungen, die dem Wildstand entsprechend das ganze Jahr über gute Bedingungen bieten.  „Wir müssen die Biotope aufarten und nicht die Rehe“, ist seine Devise und er bricht eine Lanze für die Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern. Der Jäger alleine kann ohne Grundbesitzer keine Äsungsflächen oder Wildäcker anlegen, er kann keine Forststraßen begrünen, keine alten Apfel- oder Birnenbaumsorten im Revier anpflanzen oder auf den Almen durch Koppeln bzw. Auszäunung wieder wertvolle Weiden für das Wild gewinnen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, je nach Revier verschieden und haben gemeinsam, dass sie mit Arbeit verbunden sind und die Zustimmung des Grundeigentümers brauchen.

Hemmschuh Naturschutz

Bei diesem Thema wurde in der Diskussion wiederholt beklagt, dass die Salzburger Grundeigentümer derzeit keine Verbesserungen der Biotope gestatten, weil nach deren Durchführung der amtliche Naturschutz diese Teile womöglich in den Biotopschutz übernimmt und den Grundbesitzer qua si entmündigt. Die Teilnehmer waren geschockt von der Aussage, dass aus Angst vor dem amtlichen Naturschutz keine Biotope mehr geschaffen werden. Ein Armutszeugnis für die “ Hammer und Sichel“ Naturschutzpolitik der Grünen im Land Salzburg.

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