Häufigkeit und Verbreitung des Fünfgliedrigen Fuchsbandwurms in Salzburg
Autoren: Dr. Walter Glawischnig, Dr. Florian Walser (AGES Innsbruck)
Der Kleine- oder Fünfgliedrige Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist in erster Linie ein Bandwurm des Fuchses, seltener von Hund und Katze, mit verschiedenen Mäusearten und anderen Kleinsäugern als Zwischenwirt. Im Entwicklungszyklus des Parasiten stellt der Mensch einen Fehlzwischenwirt dar. Durch eine unbeabsichtigte Aufnahme der vom Fuchs ausgeschiedenen mikroskopisch kleinen Eier kann sich meist in der Leber von infizierten Personen ein organzerstörendes, parasitäres Gewebe entwickeln.
Im Zeitraum Dezember 2015 bis Februar 2018 wurden salzburgweit insgesamt 476 Füchse zur Probenentnahme und Untersuchung hinsichtlich eines Befalls mit dem Fünfgliedrigen Fuchsbandwurm an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nach Innsbruck übermittelt. Einige Füchse waren nicht für die Untersuchung geeignet, sodass schließlich an 415 mittels der sogenannten „Abkratztechnik eine Untersuchung auf E. multilocularis durchgeführt werden konnte. Von diesen waren 65 (16%) Tiere mit E. multilocularis infiziert. Die überwiegende Anzahl (83 %) dieser positiven Füchse zeigte einen geringgradigen Befall, d.h. im gesamten Dünndarm waren bis zu 100 Parasiten-Exemplare auffindbar und bei nur 3 % der befallenen Tiere wurde ein hochgradiger Befall (mehr als 1000 Exemplare) festgestellt. Die Schwerpunkte im Vorkommen von E. multilocularis lagen in den Bezirken Tamsweg (19 %) und Zell am See (18,0 %), gefolgt von Hallein mit 17 %. Die geringsten Vorkommen wiesen die Bezirke Salzburg-Umgebung (14 %) und St. Johann im Pongau (13 %) auf. Eine Ausnahme stellt diesbezüglich die Stadt Salzburg mit 0 % dar. Alle aus dem Stadtgebiet eingesandten Füchse (n = 6) hatten ein negatives Untersuchungsergebnis.
Zur Untersuchung gelangten 230 (55 %) männliche und 185 (45 %) weibliche Tiere. Bei den Rüden waren 46 Tiere (20 %), bei den Fähen 19 Tiere (10 %) mit dem Fünfgliedrigen Fuchsbandwurm befallen. Unter den 415 untersuchten Füchsen befanden sich 262 juvenile (max. 1 Jahr alt) und 153 adulte (älter als 1 Jahr) Tiere. Bei 46 juvenilen Tieren (18 %) und 19 adulten Tieren (12 %) wurden Bandwürmer der Species E. multilocularis nachgewiesen.
Im Bundesland Salzburg wurden zwischen 1993 und 2009 drei kleinere, statistisch jedoch nicht abgesicherte Studien über das Vorkommen von E. multilocularis in der Salzburger Fuchspopulation durchgeführt, bei welchen Befallsraten von 2 % bis 12 % ermittelt wurden.
Im Vergleich zu bereits durchgeführten Untersuchungen in der Vergangenheit ist die aktuelle Studie mit 16 % bis dato der höchste Prozentwert an Durchseuchung. Dieser liegt jedoch deutlich niedriger als die in analogen Studien vor kurzem erhobenen Befallsraten bei Füchsen im Bundesland Tirol (33 %) und Vorarlberg (45 %). Zu beachten ist dabei, dass Untersuchungen, wie die nun vorliegende, verschiedenen Einflussfaktoren unterliegen, welche neben jahreszeitlichen Schwankungen und klimatischen Einflussfaktoren vor allem in der unterschiedlichen Populationsentwicklung der Zwischenwirte (Nagetiere) begründet liegt. Insofern ist der in dieser Studie erhobene Wert als ein dynamischer Prozentwert zu betrachten.
Interessant ist, dass Rüden statistisch signifikant häufiger mit E. multilocularis infiziert waren als Fähen. Dies ist überraschend, da es zwischen den beiden Geschlechtern keinen erklärbaren Unterschied im Fressverhalten gibt. Dass juvenile Füchse eine höhere Befallsrate haben als adulte wurde bereits in mehreren Studien in der Schweiz und auch in den in Tirol und Vorarlberg durchgeführten Untersuchungen festgestellt und wird mit einer stärker entwickelten Immunität gegenüber dem Parasiten bei älteren Tieren begründet.
Die Alveoläre Echinokokkose des Menschen ist in Österreich eine anzeigepflichtige Krankheit. Während bis vor wenigen Jahren ein bis drei humane Fälle pro Jahr im gesamten Bundesgebiet gemeldet wurden, waren es von 2011 bis 2017 in Österreich 68 Neuerkrankungen. Im Bundesland Salzburg wurden in dieser Zeitspanne „nur“ 2 Neuerkrankungen registriert. Zu den gefährdeten Personengruppen zählen vor allem Landarbeiter, Forstwirte und Jäger. Menschen, die sich viel in der freien Natur aufhalten und mit den Händen Kontakt zum Erdboden haben, sind generell einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Allerdings weisen neuere Untersuchungen darauf hin, dass sich infizierte Personen keiner bestimmten Berufsgruppe oder auch keiner besonderen Gruppe von Freizeitnutzern zuordnen lassen. Dies ist wohl durch die geänderte Lebensweise des Fuchses erklärbar, der als Kulturfolger die Nähe des Menschen geradezu sucht.
Der Mensch infiziert sich durch Aufnahme von Wurmeiern über den Mund, welche mit der Fuchslosung oder den Hundekot in die Außenwelt gelangen. Im Hund etabliert sich der Fuchsbandwurm ähnlich gut wie im Fuchs und Experten gehen davon aus, dass ein Großteil der humanen Infektionen auf das Konto dieser Heimtierart geht. Katzen hingegen stellen als schlechte Endwirte ein wesentlich geringeres Gefahrenpotential für den Menschen wie der Haushund dar. Die Gefährlichkeit dieser Wurmerkrankung liegt vor allem darin, dass die Diagnose meist erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium erfolgt, in dem eine vollständige Heilung durch eine Radikalresektion des Parasitengewebes nur mehr ausnahmsweise möglich ist.
Da eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung führen kann, darf in Risikogebieten die Gefahr einer Ansteckung nicht unterschätzt werden. Das Präventionsverhalten sollte auf das bestehende Risiko abgestimmt werden und verhältnismäßig sein.
Präventionsempfehlungen:
· Erlegte oder tot aufgefundene Füchse nur mit Plastikhandschuhen anfassen und die Tiere in Plastiksäcken transportieren. Vor dem Abbalgen die Füchse zur Verringerung der Staubentwicklung nass machen, wobei das Tragen einer Mundschutzmaske zu empfehlen ist.
· Hunde, bei denen Mäusefangen nicht ausgeschlossen werden kann, nach Anleitung eines Tierarztes periodisch entwurmen. Hunde, die sich in Kot wälzen sowie Bauhunde regelmäßig abduschen.
· In Risikogebieten die Hände nach jedem Kontakt mit Erde und Gras gründlich reinigen, vor allem auf das Händewaschen von Kindern nach dem Spielen im Freien nicht vergessen und Sandkästen nach Gebrauch abdecken.
· Fallobst, Gartengemüse und Salat vor dem Verzehr unter fließendem Wasser waschen.
· Fuchslosung im Garten mit einem umgestülpten Plastiksack einsammeln und mit dem Hausmüll entsorgen (nicht auf den Kompost werfen).
· Füchse nicht füttern oder durch herumstehende Heimtiernahrung im Garten, offenen Kompost oder unverschlossene Abfallkübel anlocken.
· Eine Impfung gegen das Fuchsbandwurmleiden gibt es nicht und all diese Präventionsmaßnahmen führen zwar zu einer Senkung des Infektionsrisikos, nie aber zu einer sichern Verhinderung der Ansteckung. Zur Abklärung bzw. Verhinderung eines Ausbruchs sollte deshalb regelmäßig (alle drei Jahre) eine serologische Blutuntersuchung auf spezifische Antikörper gegen Echinococcus multilocularis-Antigene durchgeführt werden. Diese kann beim Hausharzt unter der Angabe auf Risikogruppe und möglichen Verdachtsfall durchgeführt und an das Institut für Tropenmedizin und Parasitologie, Kinderspitalgasse 15, 1090 Wien eingesandt werden.
Bezirk | untersuchte Füchse | positive Füchse (Anzahl/Prozent) | |
Hallein | 42 | 7 | 16,7% |
Salzburg-Stadt | 6 | 0 | 0% |
Salzburg-Umgebung | 87 | 12 | 13,8% |
Sankt Johann im Pongau | 93 | 12 | 12,9% |
Tamsweg | 48 | 9 | 18,8% |
Zell am See | 139 | 25 | 18,0% |
Total | 415 | 65 | 15,7% |
Legende: Anzahl der untersuchten und E. multilocularis-positiven Füchse in den einzelnen Salzburger Bezirken
Wir dürfen uns bei der Landesveterinärdirektion Salzburg, insbesondere bei Hofrat Dr. Josef Schöchl und Franz Österbauer für die Organisation und Einsendung, der AGES Innsbruck für die Befundung sowie bei den Jagdinhabern für die Bereitstellung der Füchse herzlich bedanken.